Toni Schuberl

Mitglied des Bayerischen Landtags

Besuch bei Jugendhilfeeinrichtung Freedom

Aufenthaltsdauer mindestens ein Jahr

08.01.25 –

 

Der Landtagsabgeordnete Toni Schuberl (Bündnis 90/Die Grünen) besuchte in Begleitung des örtlichen Sprechers des Grünen-Ortsverbandes Wolfsteiner Wald, Alexander Rohde die Jugendhilfeeinrichtung FREEDOM bei Neureichenau. Dort werden Jugendliche betreut, die einer besonders engen pädagogischen Betreuung bedürfen, insbesondere wenn sie suchtgefährdet sind. Schuberl konnte sich dort über die Geschichte, die Arbeit, die Zielsetzung, die Erfolge, aber auch die Herausforderungen der Einrichtung informieren. 

Geschäftsführer Andreas Meisinger und die pädagogische Leiterin, Silke Reimann, gaben den beiden Politikern in einem intensiven, mehrstündigen Gespräch Einblick in ihre wertvolle Arbeit. Ein Gespräch zwischen den betroffenen Jugendlichen und den Politikern rundete das Treffen ab.

47 Plätze in drei Häusern

Zur Gesamtanlage gehören das Haus Schachtlau mit 15 Therapieplätzen, das Haus Lackenhäuser mit 18 Plätzen und die Stadtwohngruppe Waldkirchen mit 14 Plätzen. Alle drei Häuser werden von der Fachklinik Schlehreut gGmbH – einer gemeinnützigen Organisation - verwaltet.

Im Haus Schachtlau finden Jugendliche Aufnahme, die im Schwerpunkt eine enge pädagogische Betreuung benötigen. Einige der Jugendlichen haben aufgrund der sozialen Umstände in ihrer Kindheit nicht die Erziehung genossen, die altersgerecht gewesen wäre. Vielfach geht damit ein „Abrutschen“ in Sucht- oder Verhaltensproblematik einher. Folgen sind häufig fehlende lebenspraktische Grundfertigkeiten und rudimentäre soziale Umgangsformen. Resultieren diese dann in „behördliche Anordnungen“, beispielsweise als Vollzugsvermeidung oder Bewährungsauflage, kommt die Jugendhilfeeinrichtung ins Spiel. Dort werden grundlegende Strukturen wie erste lebenspraktische Fertigkeiten und soziale Grundumgangsformen mittels Beziehungsarbeit durch die pädagogischen Fachkräfte geschaffen. In mehreren Phasen werden den auffälligen Kindern und Jugendlichen vor allem suchtmittelfreie Perspektiven aufgezeigt. Gleichzeitig werden grundsätzliche demokratische Prozesse in hierarchischen Strukturen vermittelt.

Aufenthaltsdauer minimal immer ein Jahr

Hier wollte Alexander Rohde wissen, was aus pädagogischer Sicht die größte Herausforderung sei. „99% der Jugendlichen bei uns sind nicht freiwillig hier“ so der Geschäftsführer Andreas Meisinger. „Da heißt es zunächst unter anderem, die jeweiligen Eltern - als Sorgeberechtigte - ebenfalls zu coachen, um durchzuhalten.“ Die pädagogische Leiterin Silke Reimann ergänzte „Mit einigen Wochen bei uns und ein bisschen Larifari ist es leider nicht getan. Ein Aufenthalt in unserer Einrichtung dauert mindestens ein Jahr. Da müssen auch die Eltern mitziehen!“ Andernfalls sei ein Rückfall in bisherige destruktive Verhaltensmuster häufig vorprogrammiert.

Aktuelles Problem – der Fachkräftemangel

“Was sind die größten Herausforderungen in Hinblick auf Personal und Verwaltung?“ fragte Toni Schuberl. Die Antwort hatte mit Fachkräftemangel und Bürokratie zu tun. „Tätigkeiten der Verwaltung, Hauswirtschaft, Haustechnik müssen häufig von den pädagogischen Fachkräften mitgetragen werden. Zum Nachteil ihres eigentlichen Arbeitsschwerpunktes - der engen pädagogischen Betreuung“ so Meisinger. Hier brauche es Entlastung durch zusätzliches Personal, um den pädagogischen Fachkräften Zeit für ihre eigentliche Arbeit zu ermöglichen.

Sonstige Probleme sehen die Leiter der Einrichtung tatsächlich in der lokalen und regionalen Anerkennung. Immer wieder gäbe es Vorurteile und Gerüchte über die Anlage, die einfach aus der Welt geräumt werden könnten. Über die Kontaktadresse „info@remove-this.juhi-freedom.de“ kann jederzeit mit Fragen, Wünschen und Anregungen an das Team herangetreten werden.

„Wir würden uns außerdem wünschen, dass wir unsere bald 25-jährige Expertise in der regionalen und überregionalen Präventionsarbeit z.B. an Schulen einbringen könnten. Denn wenn „unsere“ Jugendlichen über das eigene Erleben berichten, baut dies zum einen Vorurteile gegenüber der Jugendhilfeeinrichtung ab und kann zum anderen dazu beitragen, anderen Jugendlichen die negativen Folgen von Drogenmissbrauch näherzubringen.“

Beeindruckt von der abschließenden Gesprächsrunde mit den Jugendlichen, die ohne Berührungsängste sowohl Fragen an den Abgeordneten stellten als auch von sich selbst erzählten, zeigten sich Schuberl und Rohde. „Respekt vor der Leistung dieser Jugendlichen! Ich bin gut behütet und privilegiert aufgewachsen, da ist es leicht, einen geraden Weg zu gehen. Diese Jugendlichen aber haben es geschafft, trotz Drogenabhängigkeit seit ihrer Kindheit, wieder auf den Füßen zu stehen, sie sind aufgeweckt und interessiert und zeigen, dass sie ihr Leben bewältigen wollen. Sie haben mich sehr beeindruckt“, sagte Schuberl und Alexander Rohde ergänzte: „Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Ich wünsche allen Beteiligten, die ich heute hier erlebt habe, viel Durchhaltevermögen und Erfolg für ihren weiteren, dann hoffentlich suchtmittelfreien Lebensweg!“

Pressemitteilung

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