Kein Einheimischer wurde je nach seinen Ideen gefragt

Gute Sommernutzung braucht keinen Sommerlift

19.04.23 –

 

Toni Schuberl lud nach Philippsreut zum Bürgergespräch "Auf ein Bier mit Toni Schuberl" ein – viele Betroffene der kommenden technischen Neuerungen in der nahen Region kamen zur persönlichen Diskussion. Schuberl, Abgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen, stellte sich zum Thema „Zukunft des Tourismus als eine der wichtigsten Einnahmequellen der Region im Wandel“.

Für die gut 50 Teilnehmenden des Treffens im Dorfwirtshaus „Zum Pfenniggeiger“ war einhellig klar, dass der Tourismus hier die ausschlaggebende Größe darstellt. Bei vielen Teilnehmern stieß die ablehnende Haltung der Grünen gegenüber der Ausweitung der Beschneiung in Mitterdorf auf Unverständnis. Schuberl stellte klar, dass die Grünen hinter dem bestehenden Skigebiet stehen. „Wir wissen jedoch, dass das Skifahren in den nächsten Jahrzehnten im Bayerischen Wald zu Ende gehen wird“, sagt Schuberl und forderte, dass man dies vor einer Investition von 20 Millionen Euro mit einberechnen müsse. „Es gab wohl keine Zielgruppenanalyse für den Sommertourismus und es gab wohl keine Berücksichtigung der Klimaerhitzung.“ Das sei nicht seriös.

Wir wissen, erklärte Schuberl, dass für den Fall, dass die Welt die 2-Grad-Marke erreichen sollte, die durchschnittliche Temperatur im Bayerischen Wald um 4 Grad steigen werde. Und derzeit sehe es nicht danach aus, als würde die Menschheit dies einhalten können. Den meisten sei gar nicht bewusst, was das für Bayern bedeuten werde. An eine wirtschaftliche Nutzung von Fichtenwäldern sei da gar nicht mehr zu denken. Wenn die Einhaltung des 2-Grad-Ziels verfehlt würde, werde es wohl kaum mehr einen heimischen Waldbaum geben, der wirtschaftlich nutzbar wäre. „Und da diskutieren wir über die massive Ausweitung der Beschneiung!“ schimpft Schuberl. Der Landkreis verkenne die gigantischen Herausforderungen für die Zukunft und investiere in die Vergangenheit.

Aktuelles ÖPNV-Angebot unattraktiv

Emotional besprochen wurden die bisher unausgegorenen Sommer-Bewirtschaftungsmöglichkeiten in den Liftbereichen und die – wie sich ein Diskutant ausdrückte - „grottenschlechten Busverbindungen in unsere Städte und nach Passau oder in‘s Böhmische“. Hier bezog er sich insbesondere auf die Wochenend- und Senioren-Reisemöglichkeiten. Reichlich vorgebracht wurden neue Ideen für eine Sommerhalbjahrnutzung, „…aber danach g’fragt hat uns leider nie einer“: Waldspielgelände, kleine Wanderrouten für Familien mit Kindern, Indoorspielplätze, Paragliding-Angebote, Kletterseilgarten oder Mountainbiking wurden unter anderem benannt – aber auch kritisch hinterfragt. Ein dringender Wunsch ging auch dahin, Schlechtwetter-Zeiten vorab mitzudenken und den sehr nahen Nationalpark mit seinen Möglichkeiten in die lokale Entwicklung deutlich mehr einzubinden.

Schuberl kritisierte die bisherigen Planungen für die Sommernutzung. „Es ging leider nicht darum, das zu planen, was am besten für die Gäste und die Region passt, sondern allein um die Erfüllung einer Auflage der staatlichen Förderung.“ Es musste eine Sommernutzung gefunden werden, die einen Lift benötigt. Das werde aber sehr teuer werden für eine Familie und da unsere Gäste häufig Familien sind, werde die Nachfrage nicht ausreichen, um die Lifte im Sommer lange Zeit laufen zu lassen. „Die guten Konzepte für eine Sommernutzung brauchen meistens gar keinen Lift“, betonte der Abgeordnete.

Forderung nach einem Zweckverband für Tourismus im Landkreis

Schuberl versprach, die Ideen, die in der Versammlung vorgebracht worden sind, in das Gespräch mit Landrat Gruber mitzunehmen. Darüber hinaus forderte er, dass ein landkreisweiter Zweckverband eingerichtet werde, in dem alle 25 Gemeinden gemeinsam das Angebot für den vielfältigen Tourismus in Freyung-Grafenau planen und finanzieren. Wintersport, Hallenbäder und Naturerlebnis müssen gemeinsam und in der gesamten Region geplant werden. Hierzu haben die Grünen bereits einen Antrag eingereicht, über den aber noch nicht entschieden worden sei. Und zuletzt mahnte er an, die Bürgerinnen und Bürger in Zukunft vor solch weitreichenden Entscheidungen einzubinden. „Es darf nicht sein, dass Sie hier das erste Mal ihre Ideen vorbringen können, das hätte viel früher passieren müssen.“

Kategorie

Naturschutz | Wirtschaft

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