Missbrauchsstudie des Bistums Passau

Das Bistum Passau kann Vorbild sein

27.03.24 –

 

Das Schließen aller Lücken bei der Aufklärung der Missbrauchsfälle im Bistum Passau ist das Ziel des Grünen Landtagsabgeordneten Toni Schuberl. Dazu hatte er einen Beschluss des Passauer Diözesanrates herbeigeführt und lotet nun an verschiedenen Positionen aus, was nun noch unternommen werden müsse.

Daher traf sich Schuberl vor Kurzem mit Prof. Marc von Knorring, der die bereits laufende Missbrauchsstudie für das Bistum Passau erstellt. Die Studie beleuchtet den sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch katholische Geistliche in den Pfarreien und Einrichtungen des Bistums Passau seit Kriegsende. Es ist ein unabhängiges Forschungsprojekt der Universität Passau, wofür 600.000 Euro bereitgestellt worden sind.

„Im Vergleich zu anderen Bistümern erscheint mir die Rolle Passaus hier vorbildlich zu sein“, stellt Schuberl fest. Denn es seien den Forschern alle rund 2400 Personalakten seit 1945 komplett bereitgestellt worden. Auch Bestände in der Registratur und auch das bischöfliche Geheimarchiv stehen den Forschenden zur Verfügung. Laut Prof. von Knorring scheinen die Personenakten hier auch vollständig und nicht nachträglich manipuliert worden zu sein. Positiv hebt der Abgeordnete darüber hinaus hervor, dass der Begriff des „Klerikers“ in dieser Studie recht weit gefasst sei und nicht nur Priester, sondern etwa auch einzelne Ordensleute betreffe. Neben der sexuellen Gewalt werde auch die rein körperliche Gewalt erfasst. Damit seien nicht kleinere Ohrfeigen im Rahmen der damals leider üblichen Erziehungsmittel gemeint, sondern körperliche Misshandlungen, die auch damals schon aktenkundig gemacht worden sind.

Nicht erfasst würden Misshandlungen von Erwachsenen. Von diesen seien in den von ihm gesichteten Akten aber nur sehr wenige Fälle zu finden gewesen, erklärt von Knorring. Schuberl gab zu bedenken, dass es in Klöstern durchaus zu solchen Fällen gekommen sein könnte. Ordensgemeinschaften und Klöster im ganzen seien aber gar nicht Bestandteil der Studie, da diese nicht dem Bischof sondern direkt dem Papst unterstehen. Dies sei eine Lücke, die noch zu schließen sei. „Ich werde auch Kontakt mit den Äbtissinnen und Äbten im Bistum aufnehmen, um hier nach dem Stand der Aufarbeitung zu fragen,“ erklärt Schuberl.

Eine weitere Lücke in dieser Studie seien die weltlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bistums, die auch nicht unter den weitgefassten Begriff des Klerikers fallen. „Hier muss es nach Fertigstellung dieser ersten Studie eine zweite Studie geben, die diesen Personenkreis umfasst,“ fordert der Abgeordnete. Häufig fehle es aber an Informationen in den Akten. Prof. von Knorring und seiner Mitarbeiterin ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass es ihnen aus Datenschutz-Gründen nicht erlaubt ist, etwaige Betroffene zu kontaktieren. Dies wüssten die Betroffenen oft nicht und seien enttäuscht, dass niemand aktiv auf sie zugehe. Deshalb bitten die Forschenden betroffene Menschen, die Missbrauchs- oder Gewalterfahrungen durch die Kirche gemacht haben, sich bei ihnen zu melden, um ihre Geschichte in die Studie einfließen zu lassen. Weitere Informationen zur Studie finden Sie unter www.uni-passau.de/missbrauchsstudie.

Einen Aspekt wollte Schuberl aber am Ende noch klarstellen. Der Missbrauch in der katholischen Kirche ist nur die Spitze eines riesigen Eisbergs. In allen Bereichen der Gesellschaft sei es jahrzehntelang zu massivem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen gekommen, der durch das Verschweigen in der Bevölkerung erst ermöglicht worden sei. „Wir sind erst am Anfang.“ Auch der Missbrauch im staatlichen Bereich, beispielsweise in Internaten und Kinderheimen müsse noch aufgearbeitet werden, genauso wie in Sportvereinen und Jugendgruppen. „Der Umgang des Bistums Passau mit diesem Thema kann hier ein Vorbild sein.“

Pressemitteilung

Kategorie

Missbrauch | Vor Ort

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