Toni Schuberl

Mitglied des Bayerischen Landtags

Neubau Batteriewerk in Niederbayern

Offener Brief an BMW-Vorsitzenden

24.01.23 –

Sehr geehrter Herr Zipse,

ich wende mich mit diesem offenen Brief an Sie aufgrund der konkreter werdenden Grundstückspläne Ihres Unternehmens im Landkreis Straubing-Bogen.

Der Bau von Hochvoltbatterien in unserer Heimat wird zukunftsträchtige Arbeitsplätze schaffen und die dringend notwendige Verkehrswende unterstützen. Ein Beitrag zum Klimaschutz. Auch begrüße ich die damit zusammenhängende Stärkung der europäischen Produktion, wodurch die Abhängigkeit von China verringert werden kann.

Bayern wird leider von Parteien geführt wird, denen Flächensparen und Naturschutz nur in Sonntagsreden wichtig ist, sie bei jedem konkreten Projekt aber sofort über Bord werfen. Es wird also weder von Staatsminister Bernreiter noch von Staatsminister Aiwanger irgendwelche Bemühungen geben, flächensparende und ökologisch nachhaltige Lösungen mit Ihnen zu finden. Wir sind also insofern von Ihrer eigenen Einsicht in die Notwendigkeit nachhaltiger Industrieproduktion abhängig. Daher wende ich mich direkt an Sie. Nach dem damaligen Gespräch in Ihrem Dingolfinger Werk bin ich diesbezüglich guten Mutes. Ihrem Unternehmen sind die Voraussetzungen für nachhaltigen Industriebau bekannt und Sie wollen dies auch grundsätzlich umsetzen.

Diese theoretische Aufgeschlossenheit muss sich nun auch in der Praxis beweisen. Denn die Menschen in Niederbayern kennen bisher die Werksgebäude in Dingolfing, die sehr hässlich, nicht nachhaltig und auch flächenverschwendend gebaut worden sind. Natürlich sind das sehr alte Gebäude. Aber auch in Wallersdorf wurden diese Fehler erst vor wenigen Jahren noch einmal wiederholt. Dieses neue Werk nun muss wirklich ein Vorzeigeprojekt moderner, nachhaltiger Industriearchitektur werden. Wallersdorf darf sich nicht mehr wiederholen.

Dazu will ich mehrere Punkte ansprechen. Ihr Werk wird bis zu 100 Hektar Lebensraum und wertvollsten Acker vernichten, sehr viel Energie verbrauchen, Verkehr erzeugen, Anwohner*innen belasten, das Landschaftsbild beeinträchtigen und viele Ressourcen verbrauchen. Diese Beeinträchtigungen muss man verringern oder ausgleichen.

Ich fordere Sie auf, maximal flächensparend zu bauen, auch wenn dies zu höheren Baukosten führen sollte. Es ist nicht mehr akzeptabel, Parkplätze ebenerdig neben dem Werk auf wertvollstem Ackerboden zu bauen. Bauen Sie Tiefgaragen oder Parkhäuser!

Der Wegfall dieses Lebensraums für die Natur muss bereits nach geltendem Recht ausgeglichen werden. Darüber hinaus würde eine Begrünung der Dächer, die Pflanzung von Bäumen und die Begrünung der Fassaden durch Kletterpflanzen wieder Lebensraum für bestimmte Tier- und Pflanzenarten direkt auf dem Gelände zurückbringen.

Der Boden im Gäuboden ist einer der fruchtbarsten in unserem Land. Gleichzeitig erleben wir weltweit immer mehr Dürren in Bereichen, die bisher intensiv für Landwirtschaft genutzt worden sind. Acht Milliarden Menschen müssen ernährt werden. Sehr viel von unserer Nahrung und unseren tierischen Futtermitteln stammt aus anderen Kontinenten. Nicht selten ernähren wir uns von Äckern in Ländern, in denen die Menschen Hunger leiden müssen. Um auf Dauer keine weiteren Hungerkatastrophen zu verursachen, muss die Vernichtung von Ackerland bei uns zur Neuschaffung landwirtschaftlicher Flächen an anderer Stelle führen. Dies darf jedoch nicht zur Vernichtung von Biotopen wie dem Regenwald führen. Positive Beispiele sind Projekte in Afrika, bei denen versucht wird, die massive Ausweitung der Sahara zu stoppen und landwirtschaftlichen Boden zu retten und wieder neu zu gewinnen.

Die Energiewende zwingt uns alle und insbesondere diejenigen, die hohen Energieverbrauch haben, so weit wie möglich sich selbst mit Energie zu versorgen. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie alle Dachflächen und geeignete Fassaden mit Photovoltaikanlagen ausstatten. Und ich würde es begrüßen, wenn Sie bei Ihrem Werk moderne, leistungsfähige Windräder installieren würden. Bisher ist in Ihrem Konzept die Windkraft nicht vorgesehen. Mit Photovoltaik allein werden wir die Energiewende nicht stemmen können. Trauen Sie sich, der Gäuboden ist für Windkraftnutzung gut geeignet!

Für die Anwohnerinnen und Anwohner ist die Verkehrsbelastung ein großes Thema. Daher begrüße ich es sehr, dass Sie planen, für den internen Verkehr zwischen Ihren Werken Elektro-LKW zu verwenden. Es wird aber auch externen Lieferverkehr mit normalen LKW geben. Hier fordere ich Sie auf, dafür zu sorgen, dass die Zu- und Abfahrten zu Ihrem Werk ausschließlich über Bundesstraßen und die Autobahn abgewickelt werden und nicht über kleinere Straßen. Klären Sie gleich vorab mit Ihren Logistikern und Lieferanten, dass diese auf Dauer keine Abkürzungen durch die Dörfer nutzen.

Auch die Lichtverschmutzung durch massive Beleuchtung des Werks in der Nacht ist sowohl für die Natur als auch für die Anwohnerschaft ein Problem. Hier bitte ich Sie, eine Lösung zu finden. Im Übrigen hoffe ich sehr, dass das neue Werk nicht derart hässlich wird, wie die bisherigen Werke in Niederbayern. Es mag günstiger sein, doch Industriebauten können auch kostengünstig architektonisch aufgewertet werden. Für Sie ist es ein Produktionsstandort, für die Menschen vor Ort ist es ihre Heimat.

Mir ist klar, dass ein Batteriewerk nicht komplett aus Holz gebaut werden kann. Es gibt aber doch viele Bauteile, die man nachhaltig errichten kann. Heimisches Holz sollte hier vorrangiger Baustoff sein. Holz speichert CO2 auf Dauer und entzieht dieses damit der Atmosphäre. Gleichzeitig kann Beton eingespart werden, dessen Herstellung einen großen Anteil an unseren CO2-Emissionen hat. Dort, wo Beton verwendet werden muss, ist es sinnvoll auf recycelten Beton zurückzugreifen.

Gerne stehe ich Ihnen zu einem Gespräch zur Verfügung.

Kategorie

Wirtschaft

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