Blick auf vermeintlich unattraktive Regionen

Zu den Regionalprämien gegen Lehrkräfte-Mangel

15.02.23 –

 

In der Presse las ich folgenden Satz aus der Berichterstattung über eine Pressekonferenz zu den Regionalprämien für die Anwerbung von Lehrerinnen und Lehrern: „Mit einer Art «Buschzulage» soll dem Lehrermangel in weniger attraktiven Regionen des Freistaats begegnet werden.“ Das hat mich wirklich schockiert.

Es hat natürlich einen Grund, warum Journalisten die Entscheidung der Staatsregierung als „Buschzulage“ interpretiert haben. Es wird suggeriert, als gebe es Regionen, in die man mit Geldgeschenken gelockt werden muss. Das weise ich deutlich zurück. Wir müssen aufhören, vermeintliche Nachteile nach vorne zu stellen. Niemand wird wegen 3000 Euro Zulage in eine Region gehen, wenn er nicht davon überzeugt ist, dass es sich dort gut leben lässt.

Ich wohne im Bayerischen Wald im Landkreis Freyung-Grafenau. Das ist eine Region, die von außen betrachtet gern als benachteiligt oder gar als weniger attraktiv gesehen wird. Eine aktuelle Studie unseres Landratsamtes bei jungen Leuten hat jedoch ergeben, dass die Menschen bei uns nach Studium und Ausbildung gerne zurückkehren möchten und unsere Region nicht als benachteiligt wahrnehmen. Es sind eben nicht die Bewohner des ländlichen Raums, die sich als abgehängt betrachten. Das ist der externe Blick auf uns. Das ist der Blick derjenigen, die das Leben auf dem Land nicht kennen, und dieser Blick schadet uns.

Natürlich haben wir große Herausforderungen, wie die Schaffung eines guten Bus- und Bahnverkehrs, was auf dem Land schwieriger ist als in der Stadt. Aber wir sind eine sehr attraktive Region. Die Lebenshaltungskosten sind sehr viel günstiger, Wohnungen und Häuser kann man sich bei uns noch leisten und man hat mehr Nähe zur Natur. In Metropolen ist das Risiko, in die Armut abzurutschen, deutlich höher als auf dem Land. Klar hat man in einer Metropole mehr Vielfalt an Kultur. Trotzdem kann ich von meinem Wohnort aus in einer halben Stunde von der gemütlichen Dorfdisco bis zur größten Disco Niederbayerns alles erreichen. Museen, Theater und Tierparks liegen innerhalb einer Dreiviertelstunde entfernt. Sieben europäische Hauptstädte liegen näher an meinem Wohnort als Berlin. Wir sind nicht abgelegen, sondern das Herz Europas.

Wenn ich in der Früh aufstehe und aus dem Fenster schaue, freue ich mich, in einem Paradies leben zu dürfen. Da lasse ich es nicht zu, dass dies jemand als „weniger attraktive Region“ bezeichnet.

Statt einen vermeintlichen Nachteil ausgleichen zu wollen, sollten wir gemeinsam die Attraktivität des ländlichen Raums herausstellen und dafür werben.

 

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