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25.09.18 –
Die Rekordtemperaturen des ungewöhnlich langen und trockenen Sommers 2018 haben vor allem der bayerischen Landwirtschaft schwer zu schaffen gemacht. Die Versorgung für die Bewässerung der Felder wurde knapp und um die nötigen Wassermengen auszugleichen, gab es vermehrt Anträge auf Erhöhung der Wasserentnahme. Dies wiederum bereitet einem Bürger aus Aldersbach erhebliche Probleme.
Seine Versorgung aus dem hauseigenen Schachtbrunnen ist aufgrund der derzeitigen Wasserentnahme der benachbarten Landwirte nicht mehr gewährleistet. Das Wasser sei ohnehin schon knapp, auch ohne die geforderte Erhöhung der Entnahme durch die Landwirte. Auch der gesamte nördliche Landkreis sei bereits von der Problematik der schlechten Trinkwasserversorgung betroffen.
Grund genug für die Kreistagsfraktion der Grünen, einen Antrag zur Verbesserung der Grund- und Trinkwassersituation im Landkreis Passau zu stellen.
Reiner S. lebt mit seiner Familie in Aldersbach. Er gehört zu den wenigen Hausbrunnenbesitzern in der Gemeinde und bezieht das Wasser für seinen Eigenbedarf aus dieser Quelle. An die Wasserversorgung der Gemeinde ist sein Grundstück nicht angeschlossen. "Die letzten Jahre sind wir mit unserer Versorgung wunderbar hingekommen, wir bewässern ein Gemüsebeet im Garten und 2003 gab es trotz ähnlicher Trockenheit keine Probleme, unseren damals noch betriebenen Pool zu befüllen", erzählt er. Doch dieses Jahr war plötzlich alles anders. Bei einer Routinebesichtigung seines Brunnens fiel ihm auf, dass die Pumpe nicht mehr richtig gelaufen ist. Es stellte sich heraus, dass statt der üblichen zweieinhalb Meter Wasserpegel nur noch etwa 35 Zentimeter Wasser im Brunnen war. Sein Schachtbrunnen erlaubt es ihm, die Pegelstände regelmäßig selbst überprüfen zu können.
Über Bekannte aus dem nahe gelegenen Moos erfuhr er schließlich, dass die Anträge der Landwirte genehmigt wurden und diese die Wasserentnahme sogar noch erhöhen wollen. "Natürlich versteh’ ich die Landwirte, aber dass ich als Betroffener nicht vom Landratsamt informiert wurde, macht mich schon wütend. Zum ersten Mal mussten meine Frau und ich Wasser einsparen, um über die Runden zu kommen", erzählt er. Nach Artikel 28 des Bayerischen Verwaltungsverfahrensgesetzes müsste er aber als Betroffener über die zusätzliche Entnahme zumindest informiert werden.
Nach Angaben von Landratsamtssprecher Werner Windpassinger wurden am 13. August 2018 alle betroffenen Bürger aus dem Raum Aldersbach, die nicht an die Wasserversorgung der Gemeinden angeschlossen sind, über die Maßnahmen informiert. Diejenigen Bürger, von denen man zunächst nicht wusste, dass sie nicht angeschlossen sind, darunter auch Reiner S., wurden nach Windpassinger dann nachträglich am 28. August entsprechend informiert. Daraufhin habe sich Reiner S. beim Landratsamt Passau rückgemeldet. Auch seien Bescheide über möglicherweise abgelaufene Fristen noch nicht abgeschickt worden. Das Landratsamt sieht daher kein Anzeichen eines eigenen Versäumnisses.
Dass die Grundwasserstände ohnehin immer niedriger werden, ist ein Problem, dessen Lösung den bayerischen Grünen ein wichtiges Anliegen ist. "Das Grundwasser regeneriert sich nur noch langsam", so Anton Schuberl, Kreistagsrat und Direktkandidat der Grünen für die Landtagswahl 2018. Das eigentliche Problem speist sich aber aus vielen zusätzlichen Problemen, die das eigentliche, nämlich die sinkenden Pegelstände des Grundwassers, nur noch verschärfen.
Dass die Behörden nicht richtig zusammenarbeiten und sich nicht gegenseitig informieren würden, sei nur eines davon. Um die Wasserversorgung noch gewährleisten zu können, greifen nach Informationen der Grünen einige Gemeinden im Landkreis bereits auf Wasservorräte vorhandener Tiefbrunnen zurück. "Diese Brunnen sind aber für die absolute Notversorgung gedacht, man muss darauf achten, dass das darin enthaltene Tertiärwasser erhalten bleibt", betont Anton Schuberl. Neben den klimatischen Veränderungen sehen die Grünen aber noch weitere Ursachen für die immer schwierigere Trinkwasserversorgung im Landkreis. "Es sollte geprüft werden, ob der verstärkte Maisanbau, die Trockenlegung von Sümpfen oder die Erhöhung der Fließgeschwindigkeit von Bächen zu dieser Situation beitragen", so Schuberl.
Besonders bedenklich seien vor allem die hohen Nitratwerte, die vom Wasserwirtschaftsamt Deggendorf für die Stadt Passau und den südwestlichen Landkreis festgestellt wurden. "Das Problem ist, dass auch inzwischen verbotene Substanzen noch heute im Grundwasser nachweisbar sind, da es einige Zeit dauert, bis diese schwer abbaubaren Pestizide vollständig versickert sind", so Hannelore Saibold, Kreisrätin der Grünen. Auch der Grenzwert bei Pflanzenschutzmitteln sei für das Jahr 2018 fast erreicht.
Mit ihrem Antrag wollen die Grünen das Problem in die Aufmerksamkeit des Kreistags und der Öffentlichkeit rücken und versuchen, die unterschiedlichen zuständigen Behörden und Fachstellen zusammenzubringen.
Sarah Woipich
Quelle: Passauer Neue Presse vom 25.09.2018
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