24.06.25 –
Sehr geehrter Herr Bundesminister Pistorius,
zunächst möchte ich Ihnen zu Ihrer erneuten Berufung als Bundesminister der Verteidigung herzlich gratulieren. Die vor uns liegenden sicherheitspolitischen Herausforderungen erfordern eine erfahrene und besonnene Führung des Verteidigungsressorts, und ich bin überzeugt, dass Sie diese wichtige Aufgabe weiterhin mit der nötigen Umsicht wahrnehmen werden.
Im Kontext der aktuellen sicherheitspolitischen Lage in Europa und der notwendigen Stärkung unserer Verteidigungsfähigkeit möchte ich mit diesem offenen Brief Ihre Aufmerksamkeit auf ein Infrastrukturprojekt lenken, das sowohl aus verteidigungspolitischer als auch aus verkehrs- und umweltpolitischer Perspektive von erheblicher Bedeutung ist: die Wiederherstellung der Bahnverbindung zwischen dem Bahnhof Waldkirchen und dem tschechischen Grenzbahnhof Nove Udoli und damit die direkte Anbindung sowohl von Passau als auch der Freyunger Kaserne an das tschechische Bahnnetz.
Die Ilztalbahn verbindet auf einer noch bestehenden Bahnlinie die Kaserne am Goldenen Steig in Freyung mit dem Bahnnetz der DB in Passau. Früher wurde diese Strecke einerseits von Soldatinnen und Soldaten für die An- und die Heimfahrt und andererseits auch für den Transport von militärischen Fahrzeugen von und zur Kaserne genutzt. Diese Funktion sollte die Bahnlinie auch wieder erhalten. Leider lehnt der Freistaat Bayern bisher die Wiederinbetriebnahme dieser Strecke ab, sie wird daher bislang nur während der touristischen Saison an den Wochenenden durch Ehrenamtliche als Bahnlinie betrieben. Der touristische Betrieb zeigt aber die Tauglichkeit dieser noch bestehenden Strecke.
Im Gegensatz zur Ilztalbahn existiert die etwa 20 Kilometer lange Schienentrasse von Waldkirchen nach Nove Udoli leider nicht mehr. Sie wurde Ende des letzten Jahrhunderts von der Deutschen Bahn stillgelegt und zu einem Radweg umfunktioniert. Diese Strecke würde die Ilztalbahn und damit die Freyunger Kaserne und den Bahnhof Passau mit Tschechien verbinden. Das tschechische Bahnnetz ist ab Nove Udoli gut ausgebaut. Aus strategischer Sicht stellt diese Lücke ein erhebliches Defizit dar. Alle Verbindungen nach Osten, die über das neutrale Österreich gehen, könnten im Ernstfall blockiert werden. Die Verbindung von Passau nach Nove Udoli wäre somit Deutschlands südlichste Schienenverbindung zur Ostflanke der NATO. Die Wiederherstellung dieser Verbindung würde nicht nur die Resilienz unserer Verkehrsinfrastruktur stärken, sondern auch konkrete militärische Vorteile bieten.
Bemerkenswert ist, dass laut Presseberichten auch die regionale Bundeswehr-Kommandantur die Retrassierung dieses Streckenabschnitts fordert. Der bevorstehende "Tag der Bundeswehr" am 28. Juni 2025 am Standort Freyung könnte eine passende Gelegenheit sein, ein solches zukunftsweisendes Projekt anzukündigen. In einer Zeit, in der Resilienz und Verteidigungsfähigkeit hohe Priorität genießen, möchte ich betonen, dass jede Schienenverbindung aus strategischen Gründen wichtig und erhaltenswert ist. Gleichzeitig würde die Reaktivierung dieser Strecke auch einen Beitrag zum klimafreundlichen Personen- und Güterverkehr leisten und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit unserem tschechischen Nachbarn stärken.
Ich bitte Sie daher, die Wiederherstellung dieser Bahnverbindung wohlwollend zu prüfen und im Rahmen der ressortübergreifenden Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Verkehr auf eine zeitnahe Umsetzung hinzuwirken. Für einen weiterführenden Austausch zu diesem Thema stehe ich Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
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